Erfahrungsbericht Telemedizin

09.04.2025 |
Digitale Pflege bei Stephanus
Seit zwei Jahren setzt Stephanus Telemedizin in Brüssow im Seniorenzentrum Haus am See ein. Sie wird bei 40 der insgesamt 60 Bewohner*innen angewendet.
Telemedizin macht eine medizinische Versorgung mithilfe digitaler Medien aus der Ferne möglich, zum Beispiel durch eine Videosprechstunde. Sie hilft besonders bei der Versorgung von Menschen, die weniger mobil sind oder im ländlichen Raum leben, wie im Seniorenzentrum Haus am See.
Einrichtungsleiter Kersten Höft wurde damals von der AOK angefragt, ob er sich vorstellen könne, diese Form der Telemedizin bei sich zu testen. Damals lief es noch als Pilotprojekt. „Ich habe den Mitarbeitenden Ressourcen dafür freigeschaufelt, dass sie an Schulungen teilnehmen können und Zeit haben, um auszuprobieren. Die Hausärzte, die von uns und der Krankenkasse eingebunden wurden und unsere Mitarbeitenden wurden vorab vom Entwickler bei einer Vorstellungsrunde über die Möglichkeiten und Funktionen informiert. Die weiteren drei Schulungen habe ich dann in Eigenregie organisiert. Hierfür gibt es keine Refinanzierung, es brauchte also persönliche Identifikation.“
Anfangs koste es schon Zeit, sich mit den Geräten und der App vertraut zu machen, berichtet Sonja Löbb, Pflegefachkraft im Haus am See. Aber es koste ja auch Zeit, den Arzt anzurufen oder ein Fax zu schicken. Dass sie in Echtzeit Fotos von Wunden oder einem Ausschlag an den Arzt übertragen kann, findet sie gut. Der Arzt kann damit schneller Entscheidungen treffen, ob er die Patientin sehen will oder ob eine Ferndiagnose reicht.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch digitale Konsultationen können Bewohner*innen eines Seniorenzentrums zeitnah medizinische Betreuung erhalten, ohne auf einen Arztbesuch warten zu müssen und das Pflegepersonal wird enorm entlastet. Denn die Pflegekräfte erhalten durch den Einsatz telemedizinischer Geräte ärztliche Unterstützung aus der Ferne.
Telemedizin zur Gewinnung von Fachkräften?
Ein wesentlicher Punkt ist darüber hinaus für Kersten Höft der Imagegewinn: „Dass wir hier in Brandenburg eine der ersten sind, die Telemedizin einsetzen, ist auch eine Stärke von Stephanus: Wir sind vorne! Wir warten nicht, bis die Probleme zu uns kommen: Wir gehen sie proaktiv an!“ Insbesondere für die jungen Leute ist es ansprechend, wenn man auch digital unterwegs ist, ergänzt Sonja Löbb. Für alle Mitarbeitenden sei es innovativer, dass man von dem Papier wegkomme. „Wir sind das zweite Mal von aap – als attraktiver Arbeitgeber im Bereich Pflege – ausgezeichnet worden. Dieses Kompliment unseres Teams zieht Bewerber*innen an“, manifestiert Kersten Höft.
„Rückblickend würde ich heute sagen: wichtig und richtig“, sagt Einrichtungsleiter Höft weiter, „Persönlich gehe ich davon aus, dass solche Technologien zukunftsweisend sind. Der demografische Wandel in ländlichen Gegenden wie der Uckermark werden solche Verfahren schnell notwendig werden lassen.“
Die medizinischen Praxen werden vermutlich nur noch weitläufiger erreichbar sein und eine Begleitung durch Pflegefachpersonen kann weniger gewährleistet werden. Zudem kann mit solcher Technologie der Pflegenachwuchs begeistert werden, die technisch deutlich interessierter sind. Mein Fazit ist, dass wir solche Technologie nicht nur in Seniorenzentren benötigen, sondern diese Verfahren auch in Sektoren der ambulanten Versorgung eine große Rolle spielen sollten. Die skandinavischen Länder zeigen uns bereits, wie dies funktionieren kann.“