"Lasst uns offen reden"

28.03.2025 |
Einblicke in unsere Führungskräftekonferenz
Am Donnerstag, den 20.03.2025 fand in Weißensee die Führungskräftekonferenz statt – dieses Mal unter dem Motto: „Lasst uns offen reden. Was machen gesellschaftlich strittige Themen mit meiner Führungsrolle?“.
Hinter diesem außergewöhnlichen Titel verbarg sich ein Tag voller Tiefe und persönlicher Selbsterkenntnisse. Dr. Ellen Ueberschär leitete mit der Geschichte um die Verleugnung von Jesus Christus durch Petrus in den Tag ein. Dies passte gut, denn obwohl Petrus stets an Jesus Seite stand, verleugnete er dies aus Angst vor den Konsequenzen. Er handelte nicht nach seinen Werten, sondern nach seinen inneren Barrieren – und das ist zutiefst menschlich.
Workshops statt Kennzahlen
Bereits nach der Andacht merkten die Teilnehmenden, dass diese Führungskräftekonferenz anders war. Es folgten keine Kennzahlen, Analysen oder Auswertungen – sondern Workshops! Insgesamt 14 Gruppen zu je 5-9 Personen fanden sich in verschiedenen Räumen ein und begannen damit, sich mit der eigenen Biografie auseinanderzusetzen: „Was hat mich politisch geprägt und welche Erfahrungen der Selbstwirksamkeit habe ich gemacht?“. Im Anschluss wurden eigene Fallbeispiele aus der Praxis gesammelt, welche zu Konflikten führten oder gesellschaftlich strittige Themen umfassten.
Anhand der Fallbeispiele erarbeiteten die Teilnehmenden, angeleitet durch geschulte Moderator*innen, was diese Situationen mit ihnen gemacht haben. Gefühle wie Wut, Hilflosigkeit oder Ohnmacht wurden aufgeschrieben und ausgesprochen.
Nach einer Mittagspause, in der sich schon einige angeregt über den ersten Teil austauschten, kamen wir wieder in den Workshopgruppen zusammen. Nun ging es in die Tiefe! Denn die Frage war, welche persönlichen Werte sich eigentlich in diesen Fallbeispielen zeigten. „Was ist mir wirklich wichtig? Wofür setze ich mich aktiv ein? Wofür lohnt es sich zu leben?“. Und hier zeigte sich: Die Werte waren sehr ähnlich, auch wenn das Handeln sehr unterschiedlich war. Was für eine Erkenntnis!
Nachdem sich alle Teilnehmenden mit den Werten verbunden haben, die ihnen wirklich wichtig waren, widmeten wir uns der Frage, welche inneren Barrieren diesen Werten gegenüberstehen. „Was hält mich von dem ab, was mir wichtig ist? Welche Gedanken, Glaubenssätze, welches Selbstbild?“ Die Ergebnisse waren zutiefst menschlich und erinnerten an die Andacht am Morgen: Angst vor Ablehnung, Konsequenzen oder davor, die Situation nicht händeln zu können. Fehlendes Vertrauen oder fehlender Mut – die inneren Barrieren waren ganz unterschiedlich und doch ging es allen sehr ähnlich.
Erkennen und ins Handeln kommen
Nun wollten wir genauer hinsehen: Wie gehen wir denn mit diesen inneren Barrieren um? Wie zeigen sie sich in unserem Handeln? Und spätestens hier wurde klar, dass unser Handeln oft nicht mit unseren Werten übereinstimmt – weil uns diese Barrieren im Weg stehen!
Im Alltag ist uns dieser Widerspruch oft gar nicht bewusst. Unser Gehirn ist schlau und lässt die Irritation, die zwischen unseren eigentlichen Werten und dem vielleicht gegensätzlichen Handeln steht, gar nicht so nah an uns heran. Wir nehmen es oft nicht wahr und vermeiden unbewusst, hier näher hinzusehen. Das ist aber eine Krux: Was wir nicht wahrnehmen, können wir nicht ändern!
Die Teilnehmenden wurden angeleitet, die eigenen Widersprüche wahrzunehmen und zu erkennen. Das ist ein großer Schritt, aus dem wir ganz konkrete Ziele ableiten konnten: „Was will ich in Zukunft anders machen? Wie will ich mit diesen Barrieren in Zukunft umgehen?“
Am Ende formulierten wir konkrete Handlungsziele für jede Gruppe, sodass ein ganzes Portfolio an Möglichkeiten entstand. Mit diesen wollen wir weiterarbeiten, denn nur, wenn alte Handlungsmuster durchbrochen und neue eingeübt werden, kann eine Veränderung nachhaltig bestehen.
Fest stand nach diesem Tag: Uns eint ein ähnlicher Wert, doch im Alltag ist es nicht immer leicht, nach diesem zu handeln. Die eigenen, inneren Widersprüche zu erkennen, ist ein erster Schritt, um diese auflösen zu können. So kommen wir immer mehr dazu, wirklich nach unseren Werten zu handeln – jede*r Einzelne und wir als Gemeinschaft.